Ein Plattenbau am Rande der Stadt. Eine Wohnungsbaugenossenschaft. Ein Landschaftsarchitekt*innenbüro. Ein dreieckiges Gebiet. Ein Vorhaben und zwei Künster in Residenz. An welchen Stellen dieser Konstellation entstehen Wünsche? Wie entstehen Wünsche eigentlich im Allgmeinen? Was bedeutet es einzuziehen in eine Struktur und mit gesteigerter Aufmerksamkeit zu wohnen und zu beobachten?
Im Zuge des Aufenthaltes entstanden Texte und Fotos zur Rolle von Künstler*innen in Landschaftsplanungsprozessen, die Idee zur indirekten Beteiligung mittels darstellender Künste und ein Trampelpfad als kollektives/performatives Gestaltungsprojekt.
Vorläufiges Resultat sind mehrere interventionistische Aktionen im Wohngebiet, sowie ein 115 seitiger Beobachtungsbericht. (pdf)
(mit Moritz Kotzerke)
Das Dreieck
Das Gebiet scheint eingekeilt zwischen sehr unterschiedlichen Räumen zu liegen. Es ist wild, wird wild genutzt und wild gehalten. Gesäumt von versteckten Orten zum Entdecken und Unentdecksein. Rampen wo Rampen benötigt werden, eine Nutzung der Topografie um Schwung zu bekommen. An der oberen Kanten kann eine Kathede abgelaufen werden. Die Rampen und Pipes liegen bei Tag wie eine dreckige Bühne sichtbar für die Passierenden. Wer kennt hier wen? Wer will hier was? In Ruhe gelassen ausgelassen sein? Der Bahnzubringer macht es zum Theater zur Freilichtbühne. Ist es deshalb leer an diesem Samstag um 11:49 Uhr?
Rumliegende Verpackung zeugen von den Produktträumen und Wünscherfüllungen. Der Wunsch nicht Aufräumen zu müssen und alles einfach achtlos zu entsorgen ist ein verlockende Traum. Achtlosigkeit ist eh sehr wünschenswert gerade wenn versucht wird einem Achsamkeit und Konzentration zu trainieren. So zumindest der erste Eindruck.
K. ist Neuzugezogene* und möchte sich behutsam einfügen aber die Lage sondieren. Wie sind die örtlichen Gepflogenheiten? Welche Akteur*innen treten auf? Noch macht der Blick aus dem Fenster aus der Umgebung eine Bühne. "Auftritt: Mähmaschine" kommentiert K. ein Szene, K. sieht zu. Die eigenen Position und Rolle als Betrachter*in ist für K. ebenfalls Untersuchungfeld daher beobachtet K. sich beim Blick aus dem Fenster in der Spiegelung der Glasscheibe. K. als Spiegelbild eine*r Beobachtenden. Awarenessarbeit als ästhetische Methode schreibt K. auf einen Zettel und klebt ihn sich auf die Stirn.
Wie kann sich K. eine Position entwickeln, aus der Aussagen über das Gebiet möglich sind ohne dabei für andere zu sprechen? Wieviel Wohnen und Einleben ist dafür notwendig? Wie kann sich K. dabei selbst befähigen und beteiligen? Kann die gesteigerte Aufmerksamkeit dafür sorgen in schneller Zeit einen Intensitätsgrad zu erlangen der nachvollziehbar Aussagen über das Wünsch-Potential im Hinblick auf das Gebiet treffen kann? K. muss es versuchen. Ein Monat ist knapp, nicht zu knapp wenn K. einen Kuchen backen wollen würde, aber vielleicht zu knapp um sich einzuleben.
K. entschließt vorerst bei sich zu bleiben und die eigene Handlungsrahmen zu betrachten. K. geht spazieren. K. kocht. K. wäscht ab. K. duscht. K. geht einkaufen. K. sitzt auf dem Balkon und schaut sich um, während K. Kaffee trinkt. K. stellt sich vor, wie K. auf dem Balkon sitzt. K. stellt sich vor, was die Nachbar*innen von ihren Balkonen aus sehen. K. stellt sich vor, dass K. nicht als K. erkannt wird. K. fragt sich, ob K. schon bemerkt wurde. Für K. ist das alles Arbeit. K. ist müde von integrieren und geht vorerst ins Bett. K. schläft. K. träumt.